Die Gründung:
Am 17. April 1946 wurde in Birkenfeld ein Sportverein gegründet. Er erhielt den Namen "Birkenfelder Sportverein".
Als Vereinvorstand wurde gewählt:
1. Vorstand Gottfried Meyer
2. Vorstand Ludwig Lang
Kassier Willi Keidel
Schriftführer Bruno Endres
Auf allgemeinen Beschluss wurde bei Aufnahme in den Verein eine einmalige Aufnahmegebühr von 5 Reichsmark verlangt. Durch Gottfried Meyer wurden die Vereinssatzungen verlesen. Alle Anwesenden waren mit den Satzungen einverstanden.
1. Name des Vereins Birkenfelder Sportverein (BSV)
2.a) Sportlicher Zweck Fußballspiele, Leichtathletik, Heimspiele (z.B. Tischtennis)
b) Kultureller Zweck Veranstaltungen von Theateraufführungen und bunten Abenden, sowie Förderung der Allgemeinbildung
3. Mitgliederzahl 35
4. Eintritt:
Mitglied kann werden a) Jeder politisch Unbelastete der das 16 Lebensjahr erreicht hat.
b) ...............
5. Beiträge
a) Mitglieder über 18 Jahre 1 Reichsmark
a) Mitglieder unter 18 Jahre 0,5 Reichsmark
Bei aktiver Mitarbeit wird auf schwierige Vermögensverhältnisse Rücksicht genommen (Evakuierte)
6. Schlussbestimmung:
Pflichten der Mitglieder
Jedes akitive Mitglied ist zu bestimmten Trainingsübungen verpflichtet
1. Unentschuldigtes Fehlen, sowie unfaires Spiel wird mit Spielverbot bestraft. Verstöße grober Art unterliegen den Strafbestimmungen des Verbandes. Weitere Vergehen gegen den Verein in sportlicher und kultureller Hinsicht werden vom Vorstand geahndet. Je nach Schwere des Vergehens ist ein Ausschuss von Vereinsmitgliedern hinzuzuziehen.
2. Zur Instandhaltung des Platzes und der Sportgeräte werden von Zeit zu Zeit Arbeitsstunden angesetzt, bei denen Beteiligung Pflicht ist.
Die Satzung zeigt, dass die Mitglieder gleich recht streng in die Pflicht genommen wurden. Erwähnenswert ist noch, dass neben dem sportlichen Zweck auch die kulturelle Betätigung gefördert werden sollte. Dies hat man in der damaligen Zeit auch rege befolgt. So wurden recht häufig Theaterabende abgehalten. Nicht nur Birkenfeld, sondern auch in der Fremde, u.a. in Weibersbrunn, Karbach und Veitshöchheim.
Soviel zur Satzung.
Der "BSV" war zwar nun gegründet, doch er musste von den Behörden auch noch genehmigt werden. So machte man sich auf den langen Weg durch die Bürokratie der damaligen amerikanischen Militärregierung und des Landratsamtes.
Damit der neugegründete Verein die Genehmigung der Behörden erhielt, war für jedes Vorstandsmitglied und die Bürgen des Vereins, ein Spruchkammerbescheid vorzulegen, der es als "nicht betroffen" vom Nationalsozialismus auswies.
Dies war so kurz nach dem Kriege nicht ganz einfach. Darum dauerte es auch bis zum 15.01.1948, bis der Verein seine Zulassung, sogenannte Lizenzierung, erhielt.
Folgende Dokumente belegen diesen Weg:
In einem Schreiben des Landratsamtes vom 08.11.1948 an die "Turn-, Sport- und Spielvereine im Landkreis" heißt es:
Betreff: Lizenzierung
Auf Grund der zurückgesandten Listen über die Sporttätigkeit übersenden wir Ihnen die notwendigen Lizenzformblätter mit dem Ersuchen, diese
auszufüllen und unverzüglich beim Kreisjugendausschuss wieder einzureichen.
Am Ende des Schreibens steht jedoch:
Die Lizenzformblätter sind z. Zt. nicht greifbar. Dieselben können jedoch demnächst hier abgeholt werden, da Nachlieferung zu erwarten ist.
oh Bürokratie.
So dauerte es bis zum November 1947, als folgender Briefwechsel entstand:
Birkenfeld den 14.11.1947
Betreff: Genehmigung von Vereinen
Bezug: Nr. VI - B. Landratsamt Marktheidenfeld
An das
Landratsamt
Abtlg. B.
Marktheidenfeld
Anliegend übersendet der Birkenfelder Sportverein die laut Bezug benötigten Unterlagen mit der Bitte um weitere Veranlassung.
Es liegen bei:
1.Ein Gesuch um Nachprüfung der Zulassung, sowie Unterschrift von 5 Bürgen.
2.Eine Niederschrift über die Gründungsversammlung.
3.Die Satzung des Vereins in dreifacher Ausfertigung.
4.Die Namen der in der Gründungsversammlung gewählten Mitglieder, sowie der jetzigen Vorstandschaft.
5.Die Spruchkammerbescheide der Vorstandschaft und Bürgen.
6.Erklärungen des 1. Vorstandes und 3 politisch vollkommen unbelasteten Ausschussmitglieder.
7.Angaben über Vermögen und Besitz sowie Gründungsart.
Birkenfelder Sportverein 07.11.1947
Betreff: Genehmigung von Sportvereinen
Bezug: Landratsamt Marktheidenfeld Nr. VI - B.
An das
Landratsamt
Abtlg. B.
Marktheidenfeld
Laut Bezug Absatz 2 beantragt der Birkenfelder Sportverein (BSV) die Nachprüfung der von der Militärregierung bereits genehmigten Zulassung.
Die Bürgschaft für den Verein übernehmen:
gez. gez. gez. gez. gez.
Hahn Rudi Götz Alfred Reifsteck Ernst Roth Viktor Kraus Paul
Birkenfeld Birkenfeld Birkenfeld Birkenfeld Birkenfeld
Erklärung des Ausschusses von 3 Vertretern:
Wir erklären hiermit, dass alle jetzigen und künftigen Mitglieder des Birkenfelder Sportvereins politisch vollkommen einwandfrei oder nicht mehr als Mitläufer nach dem Befreiungsgesetz sind. Die Tätigkeit des Vereins stimmt mit den demokratischen Zielen des Besatzungsmacht überein. Das heißt, dass sie weder umstürzlerisch, noch militaristisch, noch nationalistisch ist und in keiner Weise den Nationalsozialismus fördert.
gez. gez. gez.
Endres Gebhard Hörning Ludwig Hörning Benno
Am 20.11.1947 antwortete das Landratsamt. Es hatte folgendes zu bemängeln:
1. In die Satzung wäre noch aufzunehmen, wie sich die Vorstandschaft des Vereins zusammensetzt und dass sie nach demokratischen Grundsätzen gewählt werden muss.
2. ........
3. Der auf dem ebenfalls beiliegenden Zulassungsantrag als 1. Bürge unterzeichnete Hahn ist durch einen Bürgen zu ersetzen, der vom
Befreiungsgesetz "nicht betroffen" ist. Amnestierte zählen in diesem Falle nicht dazu.
Daraufhin wurden als Bürgen benannt:
Hünlein Ludwig, Reifsteck Ernst, Hörning Ernst, Buhren Karl, Kraus Paul.
Das Schreiben mit ihren Unterschriften ging am 01.12.1947 an das Landratsamt.
Und am 15. Januar 1948 war es dann endlich soweit:
Der BSV war zugelassen (lizensiert).
Nun ätte eigentlich überall Freude herrschen müssen. Doch nichts dergleichen.
Just im selben Moment kam der große Krach. Viele Mitglieder wurden aus dem Verein geworfen. Der ganze Streit führte schließlich am 27. Mai 1948 zu einer Versammlung, bei der folgende Erklärung verfasst wurde.
Erklärung:
Mit dem heutigen Versammlungsbeschluss, der zur Auflösung des Vereins bis auf die Vorstandschaft hinweist, die die Aufgabe zur Neugründung mit Unterstützung der Jugendmannschaft aufnimmt, erkläre ich mich einverstanden.
gez.
Götz Alfred, Klühspies, Tillmann, Hörning Ernst, Lang Ludw., Endres R., Rich. Hammer, Schebler Roman, Endres Ludwig
Für die Richtigkeit zeichnet:
1.Vorstand Meyer Gottfried
2.Vorstand Reifsteck Ernst
Birkenfeld, 27.05.1948
Gleichzeitig wurden erhebliche Satzungsänderungen vorgenommen, die einen ziemlich grimmigen Unterton aufweisen. Offensichtlich war man damals völlig zerstritten. So ist zu lesen unter Punkt:
4. Jeder Versuch, irgendwo durch Streit oder Hetze gegenseitig, innerhalb des Vereins, ist sofortiger Austritt.
5. Jeder Spieler, der auf dem Sportplatz sich mit dem Publikum oder Schiedsrichter streitet, wird mit 3 Monaten Spielsperre bestraft.
6. Jedes Mitglied, welches sich nicht voll und ganz für den Verein einsetzt und mithilft, wenn seine Hilfe gebraucht wird, ebenso unentschuldigtes Fehlen bei Versammlungen und Training sowie Erscheinen in schmutziger Sportkleidung, wird ohne Rücksicht bestraft.
7. Es wird jedem zur Pflicht gemacht, sich der Vereinsführung in Vereinsangelegenheiten zu fügen, da sehr genau und streng durchgegriffen wird.
Hier spürt man noch etwas von dem Geist, der vorher über ein Jahrzehnt in Deutschland herrschte. Damit war der BSV offensichtlich aufgelöst. Doch hatte man auch gleichzeitig einen neuen Verein gegründet. Folgende Dokumente bestätigen dies:
30.05.1948
Birkenfelder Fußballverein
Bezug: Nr. VI - B. Landratsamt Marktheidenfeld
An den
Bayrischen Landessportverband
Sparte Fußball
München
Rosental 1
Betreff: Umbenennung des Vereins.
Teilen dem Verband hierdurch mit, dass der "Birkenfelder Sportverein" seinen Namen seit dem 28.05.1948 laut Beschluss in Birkenfelder Fußballverein geändert hat.
1. Vorstand Gottfried Meyer, Birkenfeld Nr. 215/Marktheidenf.
Mit sportlichem Gruß
gez. 1. Vorstand
25.06.1948
Birkenfelder Fußballverein
Protokoll
Betreff: Mitgliederversammlung 27.05.1948
Anwesende Mitglieder: 60
Tagesordnung: Auflösung des BSV
Am 25.05.1948 wurde der BSV aus schwierigen Gründen, die das Weiterbestehen gefährdeten, aufgelöst. Die Auflösung ging durch freie Wahl. Der Verein wurde aufgelöst bis auf die Vorstandschaft, die die Gründung des Vereins mit der Jugend neu vornahm. Anwesend waren 60 Mitglieder. Sie stimmten für die Auflösung des alten Vereins und für die Neugründung des neuen Vereins.
Der Vorstand
Diesem Protokoll lag die neue Mitgliederliste und die Aufstellung der neuen Vorstandschaft be.:
Die Vorstandschaft des "Birkenfelder Fußballvereins" setzt sich aus folgenden Leuten zusammen:
1. Vorstand Gottfried Meyer
2. Vorstand Ernst Reifsteck
Kassier Roman Schebler
Schriftführer Gustav Deckart
Hinweis auf den Birkenfelder Fußballverein finden sich noch bis zum 03.02.1952, als der Verein unter seinem Vorstand Franz Lang die Gemeinde um einen Zuschuss für die Fertigstellung des Sportplatzes an der Billingshäuser Straße bittet. Nach dem 03.02.1952 taucht der Name "Birkenfelder Fußballverein" nicht mehr auf. Seit wann der Verein seinen heutigen Namen "Sportverein Birkenfeld" trägt, kann nicht mehr festgestellt werden.
Soviel zu den Anfängen nach dem Krieg.